Am Heiligabend 2019, als der Turm der Dorfkirche in Flammen stand und schlussendlich auf die Kirche stürzte, war eine tiefe Betroffenheit und Solidarität zu spüren. Es zeugt von der Bedeutung und Ausstrahlung dieses zentralen Ortes, mit seiner langen Geschichte. Ein berührender Moment der Ohnmacht und gleichzeitiger Verbundenheit. So hat sich die alte Kirchturmspitze zu dieser Skulptur verwandelt. Beim Brand blieb das Kupfer erhalten, nur seine Form hat sich verändert.

Wiederum mit Feuer habe wir einen Teil der unzähligen verbogenen Kupferplatten im Schmelztiegel bei 1200 Grad geschmolzen, entschlackt und in Barren gegossen. In der Glockengiesserei Aarau. Dieses rund 300 kg reines Kupfer waren Voraussetzung um, angereichert mit 10% Zinn, zu einer Bronzelegierung, in die neu entstanden Skulptur einfliessen zu lassen. Bald wusste ich, dass es eine wachsende, sich spiralförmig entwickelnde Skulptur wird. So wie Feuer, Flamme und Rauch - wie das Wachstum vieler Pflanzen - oder die DNA - die Galaxie sich entwickeln, als Spirale. Dazwischen liegt eine lange Zeit der Auseinandersetzung mit dem bizarr verformten Kupfer und der Entstehung eines Modells in der Grösse 1:1. Mit Eisen, Styropor und viel Wachs formt sie sich aus der vollkommenen Form einer Kugel und windet sich spiralförmig wachsend in die Höhe. Sie löst sich oben auf, im lichten Raum der Unendlichkeit. Während unser Kirchturm auf direktem Weg emporwächst, sich immer mehr verjüngend, in kristalliner Form dem göttlichen entgegen - windet sich die Spirale ausholend und langsam, mit ihrer humanen Energie zum gleichen Ziel, beide sind aus dem gleichen Material dem Kupfer.

Doch dieses Modell mussten wir in viele handliche Teil zersägen, Einformen, ein Wachsmodell für den Hohlguss herstellen, um mit unserem Kupfer und Zinn die Form abzugiessen. Die Teile wurden zusammengeschweisst, der ganze Guss überarbeitet und zuletzt patiniert. Und nun steht sie «für die Ewigkeit» auf gutem Fundament, an diesem wunderschönen Ort der Betrachtung und des Wandels. Ich fühle mich geehrt. Mit herzlichem Dank an die ganze Kirchgemeinde für das Vertrauen und die Ermöglichung dieser Gedenkstätte - Ein Ort der Betrachtung.

Joss Uhlmann

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